Der für Kunst und Kultur zuständige Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger und die seit April 2022 „neue“ Abteilungsvorständin für Kultur, Bildung, Wissen und Sport Dagmar Aigner bilanzieren das Kulturjahr 2022 und geben einen Ausblick auf 2023.
Krisen prägen auch Kulturjahr 2022
Die Kulturbranche war massiv von der Pandemie und Teuerung betroffen. „Zu Beginn des Jahres 2022 hatten viele Kultureinrichtungen noch mit der Pandemie zu kämpfen. Als öffentliche Hand haben wir die Einrichtungen bestmöglich dabei unterstützt, diese Herausforderungen zu meistern. Vielen Kultureinrichtungen ist es mittlerweile wieder gelungen, das Publikum zu den Veranstaltungen zu locken. Die Auslastung ist großteils wieder auf einem guten Level, die Vorführungen sind gut besucht und die Einnahmen wieder auf einem soliden Niveau,“ so Bürgermeister-Stellvertreter Bernhard Auinger.
„Viele Einrichtungen haben sich aufgrund der Teuerungswelle in Verbindung mit explodierenden Stromkosten bei uns gemeldet. Es herrschte eine große Verunsicherung innerhalb der Kulturszene,“ fasst Dagmar Aigner die Situation zusammen. „Auf diese schwierige Situation haben wir in Abstimmung mit dem Bürgermeister mit Budgetsteigerungen, und einer 1,5 Millionen Euro schweren Teuerungs-Rücklage plus einem Strompreisschirm für Kultureinrichtungen reagiert. Wichtige Maßnahmen, um den Fortbestand der Einrichtungen zu sichern,“ erläutert Auinger.
Dagmar Aigner folgt Ingrid Tröger-Gordon als Abteilungvorständin
Seit April 2022 fungiert Dagmar Aigner als Abteilungsvorständin der Magistrats Abteilung 2 für Kultur, Bildung, Wissen und Sport (MA 2) und folgt in dieser Funktion Ingrid Tröger-Gordon. „Als langjährige Mitarbeiterin und stellvertretende Abteilungsleiterin der MA2 kenne ich die Kulturlandschaft in der Stadt und bin mit den meisten Kulturtätigen schon lange im regelmäßigen Austausch. Ich habe von Ingrid Tröger-Gordon eine sehr gut aufgestellte Abteilung mit hochmotivierten Mitarbeiter:innen übernommen. Der Leitgedanke der MA 2 bleibt nach wie vor „ermöglichen statt verhindern“ – und das in einer respektvollen Geisteshaltung und mit Neugier auf die Kunst. Meine Rolle dabei ist die der verbindenden Schnittstelle zwischen Stadt und Kultur“, so Aigner.
Kulturstrategie 2024. Erste Umsetzungen tragen bereits Früchte
Zu Beginn des Jahres 2022 beschloss der Gemeinderat die Kulturstrategie „Salzburg 2024 Kultur.Leben.Räume.“, die nach einem intensiven Beteiligungsprozess mit über 400 Teilnehmenden aus sämtlichen Branchen erarbeitet wurde. Dazu Bernhard Auinger: „Das Ziel der Kulturstrategie war von Beginn an, die unglaubliche kulturelle Vielfalt in der Stadt Salzburg noch sichtbarer zu machen, Vernetzung zu erleichtern und die Kultur verstärkt in die Stadtteile zu bringen. Salzburg kann Festspiele, Rockhouse, Stadtgalerie und Trachtenmusikkapelle und das an 365 Tagen im Jahr.“
2022 konnten bereits erste Projekte bzw. Schwerpunkte aus der Strategie umgesetzt werden. Dazu gehören die Bereiche Jugendkultur (5020 Festival, Schwerpunkt der Kulturfondsausschreibung), die Veranstaltungsserie pecha-kucha zur Präsentation bestehender Best-Practice-Angebote und der Start des branchenübergreifenden neuen Vernetzungsformates Dialog Kunst-Wirtschaft-Wissenschaft.
Für das Jahr 2023 sind bereits weitere Umsetzungsprojekte geplant. „Neben der Fortführung der genannten Serien Dialoges Kunst-Wirtschaft-Wissenschaft und pecha-kuchas wird das Angebot und die kulturelle Bespielung der Stadtteile und des öffentlichen Raumes ein Schwerpunkt im heurigen Jahr sein. Dazu gehören Projekte wie „Out of the Box“ in Riedenburg und Maxglan. Hier wird die Zusammenarbeit zwischen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Unternehmer:innen gezielt gefördert. Ein Projekt über Siedlungsgeschichte und Siedlungskultur wird in der Elisabeth-Vorstadt umgesetzt, und wir haben zwei Projekte in Liefering im Auge, die in Richtung Schaffung von multifunktionalen, kulturellen Räumen gehen und an deren Konzeption und Konkretisierung wir arbeiten werden. Für die Nutzung der öffentlichen Plätze soll es zudem ein „Fact-Sheet“ geben, das im Internet abrufbar ist und eine erste Orientierung für Veranstalter:innen bietet, wofür Plätze genutzt werden können und welche Regeln zu beachten sind“, so Aigner.
Generalplan Kulturbauten auf Schiene gebracht
Große langfristige Investitionen sieht der Generalplan Kulturbauten vor, der 2022 zwischen Stadt und Land akkordiert und in einem ersten Grundsatzamtsbericht beschlossen wurde. Projekte wie die Generalsanierung der Festspielhäuser, die großen Museumsprojekte wie Belvedere, Weltkulturerbe-Zentrum oder Sound of Music sind hier enthalten. Im Jahr 2023 wird die Umsetzung dieser Vorhaben weiter vorangetrieben. Das neue Probehaus für die freie Theater- und Tanzszene auf den Hannak-Gründen ist ebenfalls im Generalplan Kulturbauten enthalten. Ein Umsetzungsamtsbericht über den Mietvertrag, das Ausstattungsbudget, die Organisationsform und die Finanzierung wurde bereits vom Gemeinderat beschlossen. Die Inbetriebnahme ist für 2024 geplant. „Der Bedarf an Räumen für die Kultur ist ein enorm wichtiges Thema, das uns schon lange beschäftigt. Mit dem neuen Probehaus können wir diesem Bedarf gerecht werden und schaffen moderne Probemöglichkeiten für die freie Theater- und Tanzszene,“ so Auinger.
Fair Pay & gute Arbeitsbedingungen
Faire Entlohnung oder auch „Fair Pay“ war auch eine zentrale Forderung im Kulturstrategieprozess. Dazu sagt Auinger: „Nach einer Bedarfserhebung wurde in Abstimmung mit dem Land eine schrittweise Vorgehensweise verankert, um gerechte Entlohnung für die Angestellten in den städtischen Kultureinrichtungen zu implementieren. Für die Stadt Salzburg liegt der Anteil bei insgesamt 900.000 Euro. Der erste Schritt über 200.000 Euro wurde dabei mit dem Budget 2023 bereits beschlossen.“ Arbeitsbedingungen waren jedoch nicht nur im Prozess der Kulturstrategie ein wichtiges Thema, sondern auch im Zuge des Generalplan Kulturbauten. „Kultureinrichtungen sind Arbeitsplätze, die moderne und adäquate Arbeitsbedingungen benötigen. Durch die Sanierung des Landestheaters, die bereits 2022 abgeschlossen wurde, und durch die Generalsanierung der Festspielhäuser profitieren vor allem die Beschäftigten in den Einrichtungen. Es wird hier nicht in goldene Wasserhähne, sondern in moderne Arbeitsplätze investiert, die auch für die heimische Wirtschaft enorm wichtig sind.“
Was tut sich kulturell im Jahr 2023? – Ein Ausblick
Das Budget 2023 steht auf Grund der Teuerung, Inflation und Energiekrise unter schwierigeren Vorzeichen, als in den vergangenen Jahren. „Als Stadt Salzburg leisten wir hier als verlässlicher Partner der Kultureinrichtungen natürlich unseren Beitrag. Bei den großen Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft (Landestheater, Mozarteumorchester, Salzburg Museum etc.) konnte ein Plus von 4 % und bei freien Förderungen ein Plus von rund 10 % verhandelt werden. Generell haben sich die Kulturförderungen in den vergangenen zehn Jahren stark verbessert. So entfielen im Budget 2013 – 24,8 Millionen, 2018 – 26,6 Millionen und 2023 – 31,6 Millionen Euro auf Kulturförderungen,“ betont Auinger.
Dagmar Aigner skizziert die kulturellen Schwerpunkte des Jahres 2023: „Als besondere Schwerpunkte im heurigen Jahr starten wir mit dem Fair-Pay Prozess und werden alles dafür unternehmen, dass das Probehaus für die freie Szene wie geplant mit Jänner 2024 den Betrieb aufnimmt. Die Verlängerung der mittelfristigen Fördervereinbarungen mit 25 Kultureinrichtungen ist auszuverhandeln. Hier wird es vor allem darum gehen, den Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation 2022 und 2023 nach Möglichkeit auszugleichen und eine solide Basis für 2024 und 2025 zu schaffen. Daneben werden wir konzeptionell an den Themen Stipendien und Digitalisierung in Kunst und Kultur arbeiten und unser gewohntes Jahresprogramm umsetzen.“ Dazu zählen unter anderem die Abwicklung von rd. 400 Förderungen in den Kunstsparten Musik, Tanz, Theater, Literatur, Film, Medienkunst, Bildung und Wissenschaft, Bildende Kunst, Volkskultur, internationale Kulturkontakte, Soziokultur (Antragstellung, Vorlage an die politischen Gremien, Subventionskontrolle), die Umsetzung des Ganzjahresprogrammes an den fünf Galeriestandorten der Stadt, die jährliche Ausstellung zur Geschichte des jüdischen Lebens in Salzburg am Marko-Feingold-Steg in Zusammenarbeit mit dem Salzburg Museum, die Ausschreibung und Durchführung der Stipendienprogramme AIR und SIR im Sinne der internationalen Positionierung Salzburgs sowie die Durchführung von Wettbewerben und Ausschreibung von Preisen.
Seit 2022 ist zudem die Wissensstadt in die Kulturabteilung integriert. Die Weiterentwicklung dieser sehr erfolgreichen Marke wird 2023 fortgeführt und forciert (Grätzlwalks, Kunst und Forschung von Nebenan, Wissenstage, MINTeinander in der Stadtbibliothek, Panorama-Uni etc.)
Erneuter Anlauf auf Kultureuro
„Gerade in den vergangenen turbulenten Jahren waren wir für die vielen Kultureinrichtungen ein verlässlicher finanzieller Partner und haben überwiegend rasch und unbürokratisch geholfen“, erläutert Auinger. Der Kulturressort-Chef will auch einen erneuten Versuch zur Einführung des Kultureuro starten. „Die zusätzlichen Mittel, die durch den Kultureuro in die Stadtkassa fließen würden, möchten ich für die langfristige Erhaltung der Kultureinrichtungen und die Unterstützung der freien Szene in der Stadt Salzburg verwenden.“
Hier müsste das Land das Ortstaxengesetz ändern. Erste Gespräche dazu sind durchaus positiv verlaufen. „Ich denke, dass die Tourist:innen, die zu uns kommen, auch wegen der Kultur kommen. Da ist ein Euro pro Nächtigung, durchaus verschmerzbar. Hoffentlich kommt nicht wieder das reflexartige Nein dazu“, schließt Auinger.