Vizebürgermeister Bernhard Auinger: „Das Stadtarchiv spielt mit seiner Forschung und den dazugehörigen Publikationen eine entscheidende Rolle in der Wissensvermittlung.“
Die Stadt Salzburg ist reich an Geschichte(n). Das Wissen und die Schätze aus den vergangenen Jahrhunderten werden im Haus der Stadtgeschichte in der Glockengasse aufbewahrt. Das moderne Gebäude ist nicht nur Speicher, sondern auch lebendiger Ort der Wissensvermittlung. Im Oktober 2023 wird das Haus sein 20-jähriges Bestehen feiern.
Mit Stolz blickt Vizebürgermeister Bernhard Auinger auf die letzten 20 Jahre des Stadtarchivs zurück: „In zwei Jahrzehnten hat dieses Haus nicht nur zahlreiche Schätze unserer Stadtgeschichte bewahrt, sondern auch unzählige Bürgerinnen und Bürger sowie Gäste unserer Stadt über die reiche und vielfältige Geschichte Salzburgs informiert. Ich möchte an dieser Stelle insbesondere die unermüdliche Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hervorheben. Dank ihrer Leidenschaft und ihres Engagements können wir heute auf eine beeindruckende Sammlung von Dokumenten, Bildern und Artefakten zurückblicken, die das Herzstück dieses Hauses bilden. Das Stadtarchiv spielt mit seiner Forschung und den dazugehörigen Publikationen eine entscheidende Rolle in der Wissensvermittlung. Es ermöglicht uns, die Vergangenheit zu verstehen, die Gegenwart zu schätzen und die Zukunft zu gestalten. Es ist ein Ort, der nicht nur unsere Geschichte bewahrt, sondern auch dafür sorgt, dass diese Geschichte lebendig bleibt und an die nächsten Generationen weitergegeben wird.“
Zur Geschichte von Stadtarchiv und Haus der Stadtgeschichte
Die frühesten Spuren eines Stadtarchivs finden sich bereits im Spätmittelalter. Ein Verzeichnis aus dem Jahr 1515 erwähnt ein Gewölbe im Rathaus, in dem für die Stadt wichtige Schriftstücke aufbewahrt wurden. An dieser Situation sollte sich lange Zeit nichts ändern. Im 19. Jahrhundert übergab die Gemeindekanzlei die Urkunden, Akten und buchförmige Archivalien dem Salzburger Museum Carolino Augusteum (heute Salzburg Museum). Die Unterlagen bildeten dort den Kern des sogenannten (alten) Stadtarchivs im Museum. Jüngeres Schriftgut der städtischen Ämter wurde bis weit ins 20. Jahrhundert wenig fachgerecht in einer Baracke auf dem Gelände der damaligen Riedenburg-Kaserne (heute Wohnanlage Quartier Riedenburg) aufbewahrt.
Erst im Jahr 1988 richtete die Stadt das hauptamtlich geführte „Archiv der Stadt Salzburg“ in einem Mietobjekt in der Fürbergstraße 47 / Anton-Graf-Straße 4 ein, das bis 2000 von Dr. Erich Marx geleitet wurde. Neben der städtischen Registratur und Dokumentation konnten 1994 auch die älteren städtischen Archivalien aus dem Museum rückübernommen werden.
Da das Mietgebäude hinsichtlich Raumklima und -nutzung nicht den Ansprüchen eines modernen Archivs entsprach, entschloss sich die Stadt für einen Neubau in der Glockengasse. Das nach Plänen von Architekt Ludwig Kofler errichtete „Haus der Stadtgeschichte“ wurde am 16. Oktober 2003 unter dem Motto „Speicher auf“, das sich zum Leitmotiv des Hauses entwickelte, eröffnet.
Dr. Peter Kramml, der 2000 die Leitung des Stadtarchivs übernahm, gelang es mit seinem Team, das Haus sowohl als zentrale Anlauf- und Schnittstelle der Registratur und Archivierung innerhalb des Magistrats sowie der Stadtstatistik als auch als anerkannte Forschungseinrichtung zur Stadtgeschichte zu positionieren.
Nicht genug mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie, zerstörten 60 Tonnen Gestein des Kapuzinerbergs im Jänner 2021 den Lesesaal. Nach umfangreichen Wiederaufbauarbeiten konnte über ein Jahr später der Regelbetrieb wieder aufgenommen werden.
Seit November 2022 leitet PD Dr. Sabine Veits-Falk das „Haus der Stadtgeschichte“.
Ein Schwerpunkt liegt derzeit auf der Umsetzung eines Archivinformationssystems und der Digitalisierung, um die Bestände und Quellen des Stadtarchivs der Wissenschaft sowie der interessierten Öffentlichkeit zukünftig auch online zugänglich und für die kommenden Anforderungen fit zu machen.
„Das Amt für Stadtarchiv und Statistik versorgt die Stadtverwaltung, die Stadtpolitik und die Bevölkerung verlässlich mit Fakten und Daten zur Stadtgeschichte und zur Entwicklung der Stadt. Darüber hinaus ist es durch die vielen Veranstaltungen, Publikationen und Projekte in den letzten Jahren zu einem gleichermaßen beliebten wie fachlich höchst anerkannten Wissenszentrum geworden. Der Anspruch und die Hoffnungen, die 2003 mit der Übersiedlung in das damals neue Gebäude in der Glockengasse verbunden worden waren, wurden mehr als erfüllt. Ich bedanke mich beim gesamten Team für seinen stets ungebrochenen Forscher:innengeist und das Gespür für Themensetzungen – ich freue mich schon auf die nächsten Projekte“, so Abteilungsvorständin für Kultur, Bildung und Wissen Dagmar Aigner.
Stadtstatistik
Die Statistik erhebt und verarbeitet Daten aus unterschiedlichen Lebensbereichen der Stadt wie Bevölkerung, Tourismus, Kultur, Bildung und Sport, Sozial- und Gesundheitswesen sowie Wohnbautätigkeit und Wirtschaft. Die Ergebnisse werden in der Schriftenreihe „Salzburg in Zahlen“ aufbereitet und in Auswahl auf der Homepage der Stadt veröffentlicht: www.stadt-salzburg.at/orte/ma-2-kultur-bildung-und-wissen/archiv/statistik/. Im Auftrag der Statistik Austria werden monatlich Erhebungen für den Verbraucherpreisindex durchgeführt.
Punktgenau zur 20-Jahr-Feier liegt nun auch die neue Broschüre „Salzburg in Zahlen. Jubiläumsausgabe 2023“ vor.
Jubiläumsfeier am 14. Oktober – Speicher auf!
Am 14. Oktober feiert das Haus der Stadtgeschichte mit einem großen und abwechslungsreichen Programm sein 20-jähriges Bestehen. Besucher:innen haben von 10 bis 16 Uhr die Möglichkeit, an Führungen durch das Haus in der Glockengasse, welches Stadtarchiv und Statistik beherbergt, teilzunehmen. Highlights aus den Beständen des Archivs wie zum Beispiel mittelalterliche Urkunden, ausgewählte Archivalien ab dem 16. Jahrhundert und alte Stadtpläne sowie Fotos werden im Foyer des Hauses ausgestellt und erläutert. Die Statistik präsentiert die Stadt in Zahlen.
Neben dem Sonderverkauf von Büchern der Schriftenreihe des Archivs bietet ein Bücherflohmarkt Gelegenheit, den eigenen Bücherschrank mit Werken zur Geschichte der Stadt Salzburg – darunter seltene Salisburgensien – zu vervollständigen.
Das umfangreiche Programm des Vereins Spektrum lädt Kinder und Jugendliche unter anderem zu einer Reise durch die Zeit ein und ein Graffiti-Workshop des Teams Vielfalt verbindet Kunst und Stadtgeschichte auf neue Weise: Auf einer eigenen Wand vor dem Haus der Stadtgeschichte können Jugendliche ihrer Kreativität Ausdruck verleihen.
Ein Food Truck sorgt für das leibliche Wohl, ein DJ umrahmt den Tag musikalisch.
Die Leiterin des Hauses der Stadtgeschichte Sabine Veits-Falk freut sich, die Besucher:innen im Stadtarchiv begrüßen zu dürfen: „Unter dem Motto ‚Speicher auf‘ zeigen wir nicht nur unsere historischen Schätze, sondern geben Einblicke in unsere vielfältigen Tätigkeiten, die wir für die Menschen der Stadt leisten und anbieten.“
20 Jahre – 20 Meilensteine
- Seit der Eröffnung 2003 hat das Haus der Stadtgeschichte eine große Zahl an Themen erforscht. Daraus ergeben sich 20 Jahre – 20 Meilensteine. Ein Auszug aus der vielschichtigen und wichtigen Arbeit von Stadtarchiv und Statistik:
- Wissensvermittlung ist ein grundlegender Fokus der Mitarbeiter:innen: Mit Führungen und Workshops wird die Stadtgeschichte an Jung & Alt vermittelt, Vorträge informieren über neue Inhalte zu Geschichte und Gegenwart von Salzburg.
- Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus: 8 Bände dokumentieren die akribische historische Aufarbeitung. Der Schlussbericht zu den NS-belasteten Straßennamengeber:innen umfasst mehr als 1.100 Seiten
- Seit 2015 ist das Stadtarchiv für die Erläuterungstafeln der Straßennamen zuständig. Diese informieren über die namengebenden Personen.
- Ein wichtiges abteilungsübergreifendes Projekt sind die Quartiersdialoge und Stadtteilgeschichten: Perspektiven und historische Entwicklungen verschiedener Stadtteile werden untersucht.
- Frauen- und Geschlechtergeschichte im Fokus: die Mitarbeiter:innen des Stadtarchvis werfen einen gendersensiblen Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart der Stadt.
- Im Migrationsarchiv der Stadt Salzburg wird Migrationsgeschichte ausführlich durch Interviews, Fotos und Dokumente sichtbar gemacht.
- Eine moderne Restaurierwerkstätte leistet Erste Hilfe für Papier, Pergament, Wachs und Leder.
- Das Stadtarchiv besitzt rund 1 Million Fotodokumente, davon rund 18.000 Glasplattennegative. Die Fotosammlungen dokumentieren die Veränderungen der Stadt seit dem 19. Jahrhundert. Zu den wichtigsten Beständen zählen das Fotoarchiv des renommierten Ateliers Würthle und die Fotonachlässe von Carl von Frey, Josef Kettenhuemer u.v.m.
- Zusätzlich werde Ausstellungen zur Geschichte der Stadt Salzburg angeboten.
- Bibliothek und Amtsbücherei: etwa 60.000 Bücher, Zeitschriften und Zeitungen zur Stadt Salzburg finden sich in der Bücherei des Stadtarchivs. Für den magistratsinternen Gebrauch werden Bücher, Publikationen und Gesetzestexte über die Amtsbücherei zur Verfügung gestellt.
- Rund 1.500 Einsichtnahmen der Bauakten der Stadt werden pro Jahr im Archiv verzeichnet.
- Zusätzlich werden jährlich 20.000 magistratsinterne Akten in die Registratur übernommen.
Publikationen des Stadtarchivs
Die Erforschung, Darstellung und Vermittlung der Stadtgeschichte erfolgt durch vielfältige Aktivitäten (Ausstellungen, Vorträge, Workshops etc.) und umfasst auch stadtgeschichtliche Publikationen. Diese folgen dem Leitmotto „Speicher auf!“ und stellen die eigenen Archivbestände in den Mittelpunkt. Die hauseigene Schriftenreihe umfasst mittlerweile 64 Bände inklusive Fotobände und zusätzlicher Beihefte.