Bürgergarde marschierte nach Vortrag auf – Auinger: „Große Ära ging zu Ende“
Eigentlich war am Mittwochabend, 30. November 2022, ja „nur“ ein Vortrag zur Entwicklung der Salzburger Universität von Peter. F. Kramml angekündigt. Tatsächlich aber marschierten eine Abordnung der Salzburger Bürgergarde und viele Honoratior:innen auf, um dem kürzlich in den Ruhestand getretenen Leiter des Salzburger Stadtarchivs die Ehre zu erweisen.
Bedeutende Forschungseinrichtung
Ressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger sprach davon, dass eine große Ära zu Ende gegangen sei. Er wünschte Nachfolgerin Sabine Veits-Falk weiterhin viel Erfolg und hob Krammls immer erfrischenden, stets „trockenen Humor“ hervor. Magistratsdirektor Max Tischler betonte, Kramml habe das Stadtarchiv „zu einer über die Stadtgrenzen hinaus bedeutenden Forschungseinrichtung gemacht“ und als Vielschreiber schon 1993 bei seiner Bewerbung mit einem 13-seitigen Werkverzeichnis geglänzt. Abteilungschefin Dagmar Aigner meinte, er sei „eben nie mit dem zweitbesten Ergebnis zufrieden gewesen.“ Als weitere Gratulanten stellten sich u.a. Bgm. a.D. Heinz Schaden, Alt-Rektor Heinrich Schmidinger, Prof. Erich Marx, Direktor Oskar Dohle und weitere Vertreter:innen von Archiven, Museen und der Universität ein.
Ehrensalutschüsse vorm Haus
Unter dem Kommando von Albert Schempp gab die Bürgergarde der Stadt Salzburg drei Ehrensalutschüsse mit ihrem Geschütz vorm Haus der Stadtgeschichte in der Glockengasse ab und überreichte Kramml ihre Goldene Medaille. Á propos Auszeichnungen: 2017 war der nunmehrige „Unruheständler“ mit dem Ehrenring der Universität in Gold ausgezeichnet worden. Dieser Tage erhält er den Rupert- und Virgilorden in Gold vom Erzbischof verliehen.
Nachfolgerin Sabine Veits-Falk würdigte Kramml als Mitbegründer und langjährigen Obmann der „Freunde der Salzburg Stadtgeschichte“. Er habe sprichwörtlich „ein Gedächtnis wie ein Elefant“ und in über 20 Jahren Tätigkeit mehr als 50 Bücher, fünf Beihefter und 70 Sammelbände herausgegeben, darunter das Großprojekt „Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“.
Vortrag: „Vom Plan einer Landesuniversität im 15. Jahrhundert zur staatlichen Universität Salzburg“
In seinem Abschiedsvortrag widmete sich der Stadtarchivar Peter F. Kramml dem Thema „Stadt und Universität“, jenen zwei Polen zwischen denen sich sein eigenes Berufsleben in den letzten mehr als 40 Jahren abgespielt hatte.
Ausgehend vom 400-Jahr-Jubiläum der Paris-Lodron-Universität beleuchtete er erste Gründungsversuche einer Salzburger Universität im 15. Jahrhundert und dann die erfolgreiche Gründung der Benediktiner-Universität unter Erzbischof Paris Lodron. Dabei hatte er vor allem die Auswirkungen auf die Stadt im Fokus: Mitten im Stadtraum entstand ein neues Universitätsviertel und auch zahlreiche Kollegien, also Wohnhäuser für Studenten, wie zum Beispiel das Rupertinum.
Einst Universität mit eigenen Rechten
Die Universität war damals ein nicht dem Stadtgericht unterstehender Sonderrechtsbereich, da dem Rektor das Straf- und Zivilrecht über alle Studenten, Professoren und anderen Universitätsangehörigen zukam, was immer wieder zu Spannungen führte. Und die große Zahl der Studierenden – im 18. Jahrhundert kam, so wie auch heute, ein Student auf sieben Einwohner:innen – war auch ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor.
Nach der Aufhebung der Universität im Jahr 1810 waren es daher auch immer wieder Vertreter der Stadt, die beim Kaiser und den Regierungsstellen auf eine Wieder- oder Neuerrichtung der Salzburger Universität pochten. Die Meinungen über die Form spalteten aber im „Kulturkampf“ unversöhnlich die Befürworter einer katholischen Universität und jene, die eine staatliche „wertfreie“ Hochschule verwirklicht sehen wollten.